Als ich das kleine Druckereimuseum in der Bahnhofstraße betrat, hatte ich sofort das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen. Der Geruch von Öl und Metall hing noch in der Luft, als wären die Drucker erst vor wenigen Stunden gegangen. Die schweren Maschinen standen da, ehrwürdig und mächtig, und ich spürte beinahe, wie sie früher ratterten und klapperten, wenn eine neue Zeitung entstand.
Besonders faszinierte mich die alte Spindelpresse, auf der Mitte des 19. Jahrhunderts die Wochenzeitung „Die Hunte“ gedruckt wurde. Ich stellte mir vor, wie die Drucker damals jede einzelne Letter sorgfältig in den Setzkasten legten, mit ruhiger Hand, Zeile für Zeile. Ein Handwerk, das Geduld, Genauigkeit und Hingabe verlangte.
Ein paar Schritte weiter glänzten die großen Linotype- und Typograph-Maschinen. Allein ihre Größe ließ mich staunen. Sie markierten den Übergang vom mühsamen Handsatz zur mechanischen Produktion. Man konnte sich leicht vorstellen, wie revolutionär es damals gewesen sein muss, ganze Zeilen aus flüssigem Blei gießen zu können – schnell, präzise und doch voller Magie.
In einer Ecke entdeckte ich die Schreibmaschinen-Sammlung von Charly Weiß. Über 40 Stück, jede mit ihren Eigenheiten, ihren Spuren von Fingern, die auf den Tasten Geschichten in die Welt tippten. Ich blieb lange vor einer alten, schwarzen Maschine stehen und fragte mich, wer wohl die Briefe geschrieben hat, die aus ihr hervorgingen.
Während der Führung erfuhr ich, dass hier bis 1987 noch täglich gedruckt wurde – Zeitungen, Bücher, Plakate. Alles, was das Leben in Wildeshausen prägte, entstand an diesen Maschinen. In diesem Moment wurde mir klar: Das Museum ist nicht nur ein Ort der Technik, sondern ein Stück lebendige Erinnerung an die Menschen, die mit Herzblut arbeiteten, damit andere lesen und lernen konnten.
Als ich schließlich wieder ins Tageslicht trat, hatte ich das Gefühl, ein Geheimnis entdeckt zu haben – ein Fenster in die Vergangenheit, das einem zeigt, wie mühsam und doch wundervoll der Weg von der einzelnen Letter zum gedruckten Wort einmal war.