Hohen Steine

Als ich das erste Mal zu den Hohen Steinen bei Wildeshausen ging, hatte ich das Gefühl, einen Ort zu betreten, der irgendwie außerhalb der Zeit liegt. Der Weg dorthin führt durch die stille Landschaft der Wildeshauser Geest – Felder, kleine Waldstücke, Vogelstimmen – und plötzlich stehen sie da: gewaltige Findlinge, scheinbar wahllos aufgetürmt, und doch mit einer Ordnung, die man spürt, wenn man davorsteht.

Die Steine wirken fast lebendig. Manche lehnen sich gegeneinander, andere ragen wie Wächter in den Himmel. Man fragt sich unwillkürlich: Wie haben Menschen vor viertausend Jahren diese tonnenschweren Brocken bewegt? Und wofür? Ich stelle mir die Szene vor: eine Gemeinschaft, die ihre Toten hier beisetzt, Keramiken niederlegt, vielleicht auch Speisen, begleitet von Ritualen, deren Sinn wir heute nur noch erahnen können.

Was mich besonders beeindruckt, ist die Ruhe. Es ist kein stiller Ort im leeren Sinne, sondern eine tiefe, dichte Ruhe, die einen umfängt. Wenn der Wind durch die Bäume zieht, scheint es fast so, als flüsterten die Steine selbst – Geschichten von Menschen, die längst vergangen sind, und doch auf eine Weise hier weiterleben.

Die Hohen Steine sind für mich nicht nur ein archäologisches Denkmal. Sie sind ein Platz, an dem man spürt, wie klein der eigene Alltag im Angesicht der Jahrtausende wird – und gleichzeitig, wie sehr wir Menschen seit jeher versucht haben, Spuren zu hinterlassen.